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Biografie Rudolf Braune (1907-1932)

Rudolf BrauneDer Schriftsteller und Journalist Rudolf Braune wird am 16. Februar 1907 in Dresden geboren und stirbt am 12. Juni 1932 in der Nähe von Düsseldorf-Neukassel bei einem Badeunfall im Rhein. Obwohl Rudolf Braune ein guter Schwimmer war, zieht ihn ein Strudel in die Tiefe, und der gerade Fünfundzwanzigjährige ertrinkt unter den Augen seiner Verlobten: ein tragischer Unfall in einem jungen Leben.

Er wächst in Dresden als Sohn eines Eisenbahnbeamten in einem konservativen, der Monarchie ergebenen Elternhaus auf. Als sehr begabtes Kind besucht er das Gymnasium in Dresden.

Von den Idealen der Jugendbewegung beeinflußt hat sich Rudolf Braune schon früh aus dem konservativen Umfeld seines Elternhauses gelöst. Als Elfjähriger erlebt er das Ende des Ersten Weltkrieges und den Zusammenbruch der bestehenden Ordnung. Dieser Zeitpunkt markiert auch das Ende der Jugendbewegung, deren überlebende Anhänger, desillusioniert aus dem Krieg heimgekehrt, sich fortan gesellschaftspolitischen Aufgaben stellen, erkennend, daß die Selbstverwirklichung im Individualismus ein Irrweg war. So fand ein Großteil dieser jungen Menschen den Weg in die politischen Bünde und Parteien. Auch Rudolf Braune sucht im Chaos der ersten Nachkriegsjahre nach neuer Ordnung und neuen Wertvorstellungen. Bereits 1925 noch als Gymnasiast gründet er mit einigen Mitschülern die Zeitschrift »MOB - Zeitschrift der Jungen«. Die Zeitschrift wird schon nach wenigen Ausgaben wegen ihres zu heftigen Ansturms gegen das Muckertum der Alten in seiner bürgerlichen Ordnung von der Schulbehörde und der Polizei verboten. Diese Erfahrung ist für ihn ein Anstoß, sich in der Folgezeit mit der Lehre des Kommunismus auseinanderzusetzen. Aus seiner neuen gesellschaftspolitischen Einstellung erfolgt auch konsequenterweise ein Bruch mit den Eltern, die dem untergegangenen Kaiserreich nachtrauern.

Nach dem Abitur verläßt Rudolf Braune Dresden und geht nach Düsseldorf, wo er zunächst in der »Buch- und Kunsthandlung Julius Baedeker« als Buchhändler arbeitet. Hier in Düsseldorf tritt er in die Kommunistische Partei ein. Im kommunistischen Jugendverband knüpft er Kontakte zu der »Freiheit«, der Tageszeitung der Kommunistischen Partei für den Bezirk Rheinland-Westfalen. Zunächst schreibt er 1927 als freier Mitarbeiter Artikel für die »Freiheit«, die »Weltbühne«, die »Literarische Welt« und die »Frankfurter Zeitung«. Er schreibt Gedichte, Kurzgeschichten, Reportagen und Filmkritiken. 1928 wird er Mitglied in der Redaktion der »Freiheit« und im selben Jahr erscheint bereits seine erste größere Erzählung »Der Kampf auf der Kille« in Fortsetzungen in der »Freiheit«. Rudolf Braune versteht sich als Schriftsteller der Neuen Sachlichkeit, er will berichten, keine schönen Reden halten von einem Glück irgendwo in einer Zukunft, er schreibt von den Menschen in ihrem Alltag, von ihrem Zuhause: den Schlafstellen, den möblierten Zimmern, den Mietshäusern. Er schreibt von und für junge Menschen mit ihren Nöten, von ihrem Leben auf der Arbeit, von der Arbeitslosigkeit, von einem bißchen Glück und auch von Liebe. Und 1930 erscheint in dem bürgerlichen Societäts-Verlag in Frankfurt am Main sein erster Roman »Das Mädchen an der Orga Privat« mit dem Untertitel des Verlags »Ein kleiner Roman aus Berlin«. Im Herbst 1932 erscheint sein zweiter Roman »Junge Leute in der Stadt« im Agis-Verlag in Berlin gleichzeitig mit Hans Falladas Roman »Kleiner Mann - was nun?« bei Rowohlt in Berlin. Beide Bücher »Das Mädchen an der Orga Privat« und »Junge Leute in der Stadt« fliegen am 10. Mai 1933 auf die Scheiterhaufen der Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten. Aber da war Rudolf Braune bereits tot. Sein gesamtes Schrifttum wird in die Liste des unerwünschten und schädlichen Schrifttums aufgenommen und bleibt bis 1945 in Deutschland verboten.