glotzi Verlag - Verlag für Schöne Literatur und Essayistik

Auswahl an Pressestimmen über Ernst Erich Noth und sein Werk

»Es ist ein Kampf zwischen Feder und Schwert« Claus-Jürgen Göpfert im Interview mit Claudia Noth zur Bücherverbrennung vor 90 Jahren.
Claus-Jürgen Göpfert in Frankfurter Rundschau, Stadtausgabe vom 10. Mai 2023.

»Auf dem Frankfurter Scheiterhaufen zerfallen am 10. Mai Exemplare der ›Mietskaserne‹ zu Asche ... ihm gelingt, was nur wenige Exilanten schaffen: Er etabliert sich in Frankreich als Autor in französischer Sprache, nimmt an der Pariser Sorbonne sein Studium wieder auf, schreibt für französische Wochen- und Monatsblätter. Und veröffentlicht Bücher ...«
Claus-Jürgen Göpfert zu Ernst Erich Noth »Aufstieg im Exil. Die Bücher Ernst Noths haben den 10. Mai überstanden«, Frankfurter Rundschau, 2003.

»So geringfügig, so alltäglich die Begebenheiten sind, von denen der Erzähler zu berichten hat, so genau beschreiben sie die Perversionen der gesellschaftlich maßgebenden Instanzen in jenem Jahr 1933, in dem der Roman spielt. Und von besonderer Bedeutung scheint, daß Ernst Erich Noth ohne Vorurteil, ohne Vorentscheidung die Frage stellt, wo denn Widerstand gewesen sei, aus welchen Quellen ... die Kraft zur wirksamen Abwehr hätte kommen können.«
Anton Krättli zu Ernst Erich Noths »Weg ohne Rückkehr«, Neue Zürcher Zeitung, 1983.

»Die in sachlichem Reportagestil berichteten Szenen aus der ›Frankfurter Zeitung‹, vom Überfall der SA auf die Wohnung von Hesses jüdischem Zimmervermieter, von der Bücherverbrennung mitsamt der Reaktion der Frankfurter Bürger darauf oder die von den spontanen ›Freiheit!‹-Rufen bei einer ›Götz‹-Aufführung im Frankfurter Schauspielhaus gehören zu den packendsten in diesem Buch. ... Über das Jahr 1933, in dem der Geist auf den Scheiterhaufen geworfen wurde, bietet kaum ein anderer Roman so viel authentische, nicht nachträglich zurechtgeschminkte Information.«
Ulrich Seelmann-Eggebert zu Ernst Erich Noths »Weg ohne Rückkehr«, Darmstädter Echo, 1983.

» ›Weg ohne Rückkehr‹ zeigt auf anschauliche Weise, wie eng Historie und individuelles Schicksal miteinander verflochten sein können ... Darüberhinaus bezieht das Buch seine Stärke aus der authentischen Beschreibung der Ereignisse in den ersten Wochen und Monaten der Naziherrschaft – vom 30. Januar bis zur Bücherverbrennung, die Ernst Erich Noth aus einer geringen historischen Distanz von vier Jahren literarisch verarbeitet hat und seinen Helden als Augenzeugen miterleben läßt. Anklagend wird Ernst Erich Noth überall dort, wo er Repräsentanten des Geisteslebens porträtiert, die sich um der Karriere willen den neuen Machthabern anpassen. Hinter diesen Szenen wird die verständliche Empörung dessen sichtbar, der vor ihnen aus Deutschland emigrieren mußte.«
Beitrag von Karin Alles im Hörfunk des Hessischen Rundfunks über »Weg ohne Rückkehr«, 1982.

»Noth war kein deutscher Schriftsteller, weil er den größten Teil seiner Lebenszeit nicht in Deutschland war und vorwiegend in anderen Sprachen publizierte. Er war dennoch ein deutscher Schriftsteller, weil er in allen Büchern über Deutschland, deutsches Versagen und deutsches Problem schrieb. Sein Verhältnis zu seinem Vaterland war schwierig, was nicht verwundert und erklärlich ist. Er war einer der großen realistischen Schriftsteller deutscher Sprache, dessen Heimat die Literatur war.«
Klaus Schöffling, porträtierender Beitrag über Ernst Erich Noth im »Börsenblatt« in der Serie »Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen«, 1984.

»Die Grundhaltung seiner Aufzeichnungen wird von dem entschiedenen Willen zur Wahrhaftigkeit charakterisiert. Noth meditiert nie, beschwert seine einfache Diktion nicht mit dem Feuerwerk brillanter philosophischer Metaphern; sein Stil ist unprätentiös, berichtend. Was schon Geschichte, Vergangenheit geworden zu sein scheint, wird dem Vergessen noch einmal entrissen und in die Konfliktsituation der Gegenwart zurückgeholt, einbezogen. Wir werden so mit unserem eigenen Versagen in der Zeit der Not und Verfolgung konfrontiert. Wir werden gezwungen, uns im Schicksal der anderen zu erkennen. Das ist Noths großes Verdienst.«
Peter Jokostra zu Ernst Erich Noths »Erinnerungen eines Deutschen«, Rheinische Post, 1971.

»Dieser junge Mann durchbrach die Gettomauern der Exilexistenz, fand den Weg in Frankreichs Gesellschaft und literarische Welt. ... In einer Sprache, die man trocken nennen mag oder auch altmodisch, da sie sich frei erhielt von neudeutschen ›Anreicherungen‹, skizziert Noth uns kleine Porträts von Männern wie Heinrich Mann ... Es ist gut, über alle dialektischen Sophismen hinaus wieder einmal Feststellungen eines politisch-moralisch haltbaren Menschenverstandes zu lesen.«
Jean Améry zu Ernst Erich Noths, »Erinnerungen eines Deutschen« Die Zeit, 1971

»Noch immer bewegt Noth die Frage des unterlassenen Bürgerkriegs von 1933; die ›verhängnisvolle Liebesbindung‹ der Juden an Deutschland; der Opfergang der idealistischen Jugendbewegung bei Langemarck, dem Noth in Frankreich ein Buch gewidmet hat: ›La Tragédie de la Jeunesse allemande‹.«
German Werth zu Ernst Erich Noths »Erinnerungen eines Deutschen«, Der Tagesspiegel, 1972

»Von der Odenwaldschule aus betrat er dann in Frankfurt am Main akademischen Boden; und ebendort verdiente der linksradikale Aktivist sich erste Anerkennung und erste Honorare in der bürgerlich-liberalen ›Frankfurter Zeitung‹, zu deren Geschichte und Untergang er zwar keine sensationellen, aber höchst faszinierende Mitteilungen macht. Und dort, an dem glückhaften Beginn einer Karriere, schlug die braune Machtergreifung ihm jenen Bruch, den so viele seiner etwa gleichaltrigen Kollegen niemals verwunden haben. Ernst Erich Noth aber hat, bei aller Konsequenz seiner antifaschistischen Gesinnung, das Fazit der Dankbarkeit gezogen, der Dankbarkeit für alles, was sein Leben bereichert hat. Sein Buch versucht das weiterzugeben. Insofern ist es wichtig.«
Herbert Eisenreich zu Ernst Erich Noths »Erinnerungen eines Deutschen«, Die Welt, 1972

»Den deutschen Schriftsteller Ernst Erich Noth kennt man in Deutschland kaum. ... Der bald Dreiundsechzigjährige hat in Deutschland nur seine Kindheit und Jugend verbracht, nichtsdestoweniger legt er ›Erinnerungen eines Deutschen‹ vor. Ein Widerspruch? In diesem Jahrhundert kaum, obwohl Noth auch in unserer Zeit, die so gründlich mit dem ›Normalen‹ aufgeräumt hat, eine Ausnahmeerscheinung bleibt.«
Hans-Albert Walter zu Ernst Erich Noths »Erinnerungen ...«, Frankfurter Rundschau, 1972.

»Ernst Erich Noth war ein Grenzgänger und Vermittler zwischen Disziplinen, Künsten und Nationen, er war ein Gelehrter von Rang, ohne je in ›Professorenprosa‹ zu verfallen, nicht zuletzt freilich ein sehr deutscher Weltbürger. Er hatte viel zu erzählen und wußte auch zu erzählen – diskret und anschaulich, gebildet und mit der leisen Stimme der Humanität. Noths schönstes Buch, ›Erinnerungen eines Deutschen‹ legt davon bleibendes Zeugnis ab.«
Ulrich Weinzierl zum Tode von Ernst Erich Noth, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1983.

»Aber bloß Literatur hat dieser Homme de Lettres nie produziert. Er mischte sich in die Kulturpolitik ein. Viel beachtet wurde seine politische Streitschrift ›La Tragédie de la Jeunesse allemande‹ (Die Tragödie der deutschen Jugend). ... Dies Buch (Anm. ›Erinnerungen eines Deutschen‹) ist eine Fundgrube für uneitle Überraschungen, für schnell umrissene Porträts berühmter Zeitgenossen.«
Karsten Witte zum Tode von Ernst Erich Noth, Frankfurter Rundschau, 1983.